Dienstag, 7. August 2012


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Enterprise 2.0 – Transparenz, Offenheit und Vernetzung

Wie kann man den Esprit, Unternehmergeist sowie die Flexibilität, Dynamik, Leistungsbereitschaft und Motivation eines kleinen, jungen Start-Ups in ein Unternehmen zurück bringen? Eine vielversprechende Lösungsidee heißt Enterprise 2.0. Der Begriff geht auf den Harvard-Professor McAfee zurück und bezeichnet den Einsatz von Social Software wie Wikis, Blogs, Foren etc. zur Projektkoordination, zum Wissensmanagement und zur Innen- und Außenkommunikation in Unternehmen.

Der Einsatz von Social Software in Unternehmen ermöglicht einen verbesserten Zugang zu Informationen und Wissen, indem eine Vielzahl an Benutzern eigene Inhalte publizieren und diese durch Suchmöglichkeiten mit geringem Aufwand wieder auffindbar sind. So werden etwa Lösungen zu Problemen in Wikis, Foren oder Blogs dokumentiert und können später von anderen Mitarbeitern aufgerufen werden. Produktivität und Teamperformance können ebenfalls erhöht werden, da Social Software die Kommunikation über räumliche und zeitliche Barrieren hinweg ermöglicht und dabei gleichzeitig die Zusammenarbeit und Innovationsfähigkeit von Teams erhöht. Mitarbeiter können so situativ standort- und hierarchieübergreifend vernetzt werden, indem sie z.B. in Projekt- oder Themengruppen per Blog und Forum jederzeit Inhalte erstellen, Feedback geben und Lösungen vorschlagen können.

Ein Beispiel auf einfachster Ebene ist eine Powerpoint-Präsentation: In einem Enterprise 2.0 sind keine Massen von Mails mit riesigen Dateianhängen und Verwirrung darüber, wer gerade die aktuellste Version hat, nötig. Social Software ermöglicht es, die Präsentation in einem virtuellen Teamraum abzulegen und dort in Foren die Inhalte und Veränderungen zu besprechen. Je komplexer die Aufgabe ist, desto nützlicher kann die Nutzung von sozialer Software sein. 

Das Konzept Enterprise 2.0 erfordert jedoch bisweilen weitreichende Veränderungen – v.a. in der Unternehmenskultur und der Unternehmensführung. Manager müssen anders führen, damit Mitarbeiter selbstorganisierter arbeiten können. Sie dürfen sich nicht fragen, ob ihre Meinung überhaupt gefragt ist oder sich ihr Chef oder ihre Kollegen über kritische Beiträge ärgern. Führungskräfte sorgen sich hingegen erfahrungsgemäß eher um veränderte Machtstrukturen, da sie ihre Herrschaft über Wissen und Verfahren nicht in unerheblichem Maße aufgeben, wenn sie sich in einem Enterprise 2.0 nun einer offenen Kommunikation auf der Plattform stellen müssen.

Die Prinzipien von Enterprise 2.0 lauten Transparenz, Offenheit und Vernetzung. "Die Vorbildfunktion der Geschäftsführung oder des direkten Vorgesetzten, die sich aktiv im internen Netz bewegen, ist extrem wichtig. Mitarbeiter müssen erleben, dass ihre Beteiligung nicht nur erlaubt, sondern hoch erwünscht ist, sonst funktioniert das interne Web nicht als Wissensspeicher und Tauschbörse", meint Professorin Andrea Back von der Universität St. Gallen.

Social Software ist jedoch nur so gut wie die Anwender, die sie benutzen. Erst über die erfolgreiche Bedienung entfaltet sie ihr vollständiges Potenzial für das Unternehmen. Bei der Einführung kommt es darauf an, nicht nur eine kleine Gruppe an Führungskräften für die richtige Nutzung der Plattform fit zu machen. Das Leitmotiv muss sein, mit der ganzen Mannschaft ans Ziel zu gelangen. Für eine erfolgreiche Enterprise-2.0-Implementierung reicht es also nicht aus, die Software nur einzuführen. Es bedarf eines guten Projekt- und Veränderungsmanagements, um alle mitzunehmen. Auch in Zeiten von Medien und Technik macht eben doch der Mensch den Unterschied.