Dienstag, 19. Juli 2011

Kommunikationsprobleme

„Das Ei ist hart.“ Ehemann Hermann im Loriot-Sketch





Bevor Sie weiterlesen, empfehlen wir Ihnen, sich den Loriot-Sketch „Das Frühstücksei“ anzusehen: http://www.youtube.com/watch?v=CzFHRdnsH0A
Vielleicht kennen Sie ähnliche Kommunikationsprobleme aus dem Alltag. Man sagt „A“ – und bei dem Empfänger der Botschaft kommt „B“ an.

Warum ist das so? Weil wir Menschen prinzipiell fähig sind, Botschaften auf vier verschiedenen Ohren zu hören – das besagt zumindest das Modell des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun.

Welches Ohr in einem Gespräch gerade besonders zuhört, hängt von der Person, der Beziehung zueinander und dem Kontext ab, in dem eine Kommunikation stattfindet.

Die Sachebene: Was wird gesagt?
Hören wir eine Botschaft auf der Sachebene, dann nehmen wir nur die reine Information wahr, die uns mitgeteilt werden soll. Ehefrau Berta hätte dann auch einfach „aha“ sagen können und sich damit begnügen, über den Zustand des Eis informiert worden zu sein. Es ist hart – na gut.

Die Appellebene: Was soll getan werden?
Aber Bertas Appellohr war an – kein Wunder, sie hat das Ei ja gekocht und jetzt ist ihr Mann unzufrieden. Bei ihr kommt nun Folgendes an: „Achte das nächste Mal darauf, dass das Ei kürzer kocht.“ – ohne, dass der Mann es explizit gesagt hätte. Da sie aber die Kochzeit von 4,5 Minuten eingehalten hat, kommt es zum Beziehungsstreit.

Die Beziehungsebene: Wie ist das Klima?
Auf der Beziehungsebenen hört Berta: „Du bist eine schlechte Ehefrau, weil Du nicht auf meine Bedürfnisse eingehst.“ Berta ist auf diesem Ohr sehr empfindlich und reagiert gekränkt, argumentiert damit, dass sie mehr zu tun hat, als Frühstückseier nach Zeit zu kochen. Für diese Seite einer Nachricht sind die meisten Menschen sensibel. Sie wollen heraus hören: Was hält der andere von mir? Hier entstehen die meisten Konflikte.

Die Selbstoffenbarungsebene: Wie sieht‘s im Inneren des Senders aus?
Bei jeder Form von Kommunikation – übrigens auch bei der nonverbalen – gibt der Sender etwas von sich preis. Über Hermann erfährt Berta – wenn sie es nicht schon längst weiß – dass er keine harten Eier mag. Und dass ihm weiche Eier wirklich wichtig sind.

Das Wissen über die vier Ebenen ist in jeder Form der Kommunikation nützlich – gerade und vor allem bei Konflikten. Dann ist es sinnvoll, Botschaften aufzudröseln und sich klar zu machen, auf welcher Ebene das Gespräch stattfindet. Konflikte werden dadurch nicht vermieden, aber zumindest wird sicher gestellt, dass die Beteiligten wirklich über das Gleiche reden.

Montag, 11. Juli 2011

Klare Ziele und Erwartungen

Wenn man es genau betrachtet, so wird jede, auch nur die geringste Fähigkeit uns angeboren.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ob angeboren oder erlernt: Jeder Mensch ist ein Talent für sich und meistert das Leben mit einer Reihe exzellenter Fähigkeiten. Auch, wenn uns das im Alltag gar nicht so bewusst ist – schließlich laufen viele Handlungen (z.B. das Autofahren) komplett automatisch ab, so dass uns unsere Fähigkeiten nicht mehr bewusst werden. Das macht unser Hirn schon ganz schön schlau, weil durch das Automatisieren von Handlungen Energie gespart wird, die wir für andere wichtige Dinge einsetzen können (z.B. das Bremsen).

Was haben Fähigkeiten nun mit unseren Zielen zu tun? Sehr viel, denn sie sind entweder das Öl oder der Sand in unserem „Getriebe“, sie ermöglichen oder sie verhindern, dass wir unsere Ziele erreichen. Man könnte das Pferd auch von hinten aufzäumen und sich die Frage stellen: Verfolge ich die Ziele, in denen ich meine Fähigkeiten maximal einsetzen kann? Um diese Frage zu beantworten, macht es Sinn, sich Feedback einzuholen: Von Freunden, der Familie, Kollegen oder vielleicht sogar dem Lehrer aus der Schulzeit – und immer mit den beiden Fragen:

Was kann ich in Deinen Augen gut? Woran siehst Du das?

Diese Liste kann natürlich noch nach Lust und Laune von einem selbst ergänzt werden. Dann muss der Rotstift angesetzt werden – alles wird gestrichen, was man nicht gerne macht. Das kann Putzen, Organisieren oder auch Recherchieren sein. Bei den verbleibenden Fähigkeiten sollte man sich dann die Frage stellen:

Setze ich diese Fähigkeiten für meine Ziele ein – oder sollte ich vielleicht ganz andere Ziele verfolgen?

Diese Frage hat sich Stefan Raab vielleicht auch gestellt, als er vor seiner Zeit als Entertainer eine Metzgerlehre begann. Gut für ihn und sein Konto, dass seine Karriere eine andere Laufbahn nahm. Ähnlich ist es bei Thomas Gottschalk – ursprünglich wollte „Tommy“ Lehrer für Deutsch und Geschichte werden. Jetzt ist er seit Jahren schon das „Goldlöckchen der Nation, bekannt durch Funk und Fernsehen“.