Montag, 17. Oktober 2011

Knapp daneben ist auch gewonnen

Warum ist das so? „Das Gehirn reagiert auf einen Beinahetreffer so, als hätte es einen Gewinn erlebt, obwohl das Resultat rein technisch ein Verlust ist“, so Luke Clark von der University of Cambridge.  Und genau diese Reaktion ist der Beginn der Spielsucht, denn bei jedem Treffer brennt das Gehirn ein beglückendes neuronales Feuerwerk ab: Dabei werden im Gehirn Areale aktiviert, die im Zusammenhang mit unerwarteten Geldgewinnen gesehen werden: Die Insula als Teil der Großhirnrinde sowie das ventrale Striatum, das zum Großhirn gehört. Erstere trägt zum Suchtverhalten bei, Letzteres ist Teil des Belohnungssystems, verantwortlich für das Erleben von Glück.

Bildquelle: Wikipedia

Das Glück herausfordern: Kontrollillusion
Doch die Aktivierung dieses Belohnungssystems geschieht nur dann, wenn wir als Spieler selbst das vermeintliche „Glücksknöpfchen“ drücken und die Walzen damit
anhalten. Übernimmt das jemand anderes für uns, lässt das unsere Neuronen ziemlich kalt. Das Gefühl, ein komplett dem Zufall überlassenes Spiel beeinflussen zu können, ist weit verbreitet. Würfeln Sie nicht auch etwas fester, wenn Sie sich höhere Zahlen wünschen? Leider kann unser Gehirn nicht immer rational Glückspiele von Geduldspielen unterscheiden, bei denen „Beinahetreffer“ ein Zeichen sind, dass man den Dreh langsam raus hat – und bei denen es Sinn macht, weiter „am Ball“ zu bleiben.
Die Forscher aus Cambridge sind sich jedenfalls einig: Die Kombination aus Kontrollillusion und häufigen „Beinahetreffern“ steigert das Suchtpotenzial von Spielern erheblich. Und trotzdem: In Deutschland ist es keinem Hersteller von Automaten verboten, statt einer simplen Niete überdurchschnittlich oft Beinahetreffer anzuzeigen.