Budes Artikel über die „rieselnde Angst“ hat mich
inspiriert, weil er eine Beobachtung anspricht, die ich bei der Arbeit mit
Führungskräften in Veränderungen und Unsicherheit oft mache. Die Emotion
„Angst“ wird zwar thematisiert als „Ängste“, wenn Führungskräfte beschreiben,
dass ihre Mitarbeiter sich Sorgen machen um ihren Standort, ihren Job, ihren
Status. Aber persönliche Angst als Beschreibung zu sich selbst wird offen kaum
geäußert, obwohl sie da ist, wenn ich sie auch nur unterschwellig spüre in der
Arbeit in Unternehmen.
Ich finde die Hypothese von Bude, dass die heutige
Generation der 40-55 jährigen, deren Eltern im Wirtschaftswunder
Nachkriegsdeutschland aufwuchsen und sozialisiert wurden, eine große unbewusste
Verlustangst hat, zutreffend. Viele Menschen, die ich treffe, gehen davon aus, dass
es karrieretechnisch, in der Familie, auf dem Konto etc. vor allem nach oben
geht. Wirkliche Einschnitte und harte Veränderungen scheinen irgendwie nicht im
Plan zu sein. Und wenn dann die Firma harte Veränderungen mitmacht, die
persönliche Einschnitte und Verluste mit sich bringen, ist das Gefühl der
Kränkung groß. Früher konnte man aber wenigstens auf das Schicksal sauer sein,
auf seinen Boss oder seine unmögliche Firma. Bude beschreibt sehr gut, dass in
Zeiten von Individualisierung mit der Leitidee „alles ist möglich, wenn
Du es nur willst“ das Individuum sehr schnell ein Gefühl des eigenen
Verschuldens und Versagens entwickelt. Er bezeichnet dieses Muster als „der
außengeleitete Mensch“, der sich ständig
vergleicht und Angst davor hat, zu unterliegen im Wettbewerb – um die besten
Kinder, den erfolgreichsten Mann, die attraktivste Frau, den besten Job, den
besten Kontakt zum Chef.
Sich dieses außengeleitete
Muster, die damit verbundene Angst und die Einschränkungen bewusst zu machen,
ist der erste Schritt zur Veränderung. Die Psychologen sagen „wo die
Angst ist, geht es lang“, Bude schließt mit Gedanken, die für Führungskräfte in
Veränderungssituationen wichtig sind:
„Denn wer Türen aufstoßen soll, muss von der Angst
sprechen. Es gibt kein Jenseits der Angst. Nur wer Angst hat, hat auch
Hoffnung“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen