Montag, 16. August 2010

... in einer ratlosen Arbeitswelt

begegnen Berater und Coaches neuen Herausforderungen. Vor Kurzem erhielten wir Gelegenheit, ein Buch zu rezensieren, dass wir auch unseren Blog-Lesern nicht vorenthalten wollen:

Möller, Heidi:
Beratung in einer ratlosen Arbeitswelt
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2010,
204 Seiten, 26,90 Euro

Das Buch liefert interessante Einblicke in die Praxis einer noch jungen Disziplin, der interdisziplinären Beratungsforschung. Der Leser erhält eine differenzierte Analyse von Zielgruppen, die sich durch den tiefgreifenden Strukturwandel in der Arbeitswelt ergeben. Durch diesen wird auch die Beratung neu gefordert. Frau Möller beschreibt die Ursachen und Auswirkungen dieser „entgrenzten Arbeitswelt“: die Komplexität der Organisationen steigt an, das Tempo verschärft sich, die Entscheidungsanforderungen steigen enorm. Sie zieht den Bogen zum erhöhten Beratungsbedarf und beschreibt ein psychodynamisches Organisations- und Beratungsverständnis zur Unterstützung der zahlreichen Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt. Es wird aufgezeigt, wie die Beratungswissenschaft die Wahl der angemessenen Beratungsarchitektur und eine sinnvolle Kombination unterschiedlicher Beratungszugänge unterstützt.
In fünf Aufsätzen geht Frau Möller auf besonders betroffene Klientengruppen im Kontext dieser entgrenzten Arbeitswelt ein und illustriert Beratungsfälle aus der Praxis: Stolpersteine in weibliche Karrieren, Karrieren von Selbstständigen und Gründerpersonen, Überlegungen zum demographischen Wandel, zum Karriereplateau und einer Teamsupervision in sterbenden Organisationen. Weitere Anwendungsfelder der Beratung werden anschaulich dargestellt, unter anderem die Begleitung von Börsengängen und Changeprozesse an Universitäten.
Die von Heidi Möller herausgegeben Beiträge sprechen gerade wegen dieser thematischen Themenauswahl besonders Kollegen an: sie bilden die Zielgruppen einerseits aber auch moderne Methoden der Beratung in einer fundierter Weise ab und richten sich daher an Organisationsberater und Coaches. Frau Möller schreibt erkennbar im Stil einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, was den Leser zu erhöhter Aufmerksamkeit zwingt. Die einzelnen Aufsätze greifen teilweise in Ihrer Herleitung weit in die psychoanalytische Entstehungsgeschichte der angesprochenen Methoden zurück. Hier wird der ein oder andere Leser geneigt sein, Bekanntes zu überspringen und sich auf die stets interessanten Fallbeschreibungen zu fokussieren.

Bereichernde Lesemomente wünscht
Diana

1 Kommentar:

  1. Klingt anstrengend aber interessant - Vielen Dank für die Rezension!

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